Tag 1: Samstag, 14.06. Die Anreise zu unserem diesjährigen Ziel der Wanderwoche war diesmal vielfältig. Anne und Klaus, unsere aus Siebenbürgen stammenden Organisatoren, reisten mit ihrem Campingbus an, da sie anschließend noch in Rumänien bleiben wollten. Heike B. reiste schon zwei Wochen vor unserem Start mit dem Nachtzug nach Rumänien und bereiste das Land, die größte Gruppe flog samstags früh von Baden-Baden direkt nach Hermannstadt (Sibiu) und schließlich kamen Ingeborg und ich schon donnerstags per Flugzeug von Stuttgart über München nach Hermannstadt. Als schließlich alle da waren und das Hotel Hanul Vestem in Hermannstadt bezogen war, ging es bereits los mit einer Führung durch das größte Freilichtmuseum Europas, das Astra Museum direkt neben unserem Hotel. Unser Führer hieß Cosmin und war der ehemalige Nachbar von Anne in Heltau, ihrem Geburtsort. Heute ist Cosmin Professor für Geschichte und Archäologie und arbeitet im Museum. Dort sind ursprüngliche Gehöfte, Kirchen, Häuser, Mühlen, Scheunen und Gerätschaften aus den verschiedenen Landschaften Rumäniens wiederaufgebaut worden. Cosmin führte uns durch eine Auswahl an Gebäuden aus den dort 400 vorhandenen. Das Gelände ist wunderschön angelegt um zwei Seen herum, Schwäne, Gänse, Enten, Kühe und Pferde bevölkern das Tal. Zwei Restaurants verwöhnen die Gäste mit rumänischen Spezialitäten. Das haben wir mehrere Male ausgenutzt. Am Samstagabend fuhren wir mit Uber-Fahrzeugen zum Abendessen nach Michelsberg (rumänisch Cisnădioara). Auf einer Terrasse mit Blick auf die vom Hügel herab grüßende Kirchenburg des Ortes durften wir erstmals die hervorragende rumänische Küche genießen. Ein üppiger Vorspeisenteller mit kaltem Braten, würziger Salami, gefüllten Paprika, Speck, Frühlingszwiebeln, Schafskäse, Eiern, Gurken, Oliven und kleinen Bällchen aus Frischkäse mit Paprika und Sesam um eine Traube herum (!), ergänzt durch Plăcintă cu brînză, einem deftigen Fladenkäsekuchen. Es gab je nach Gusto dazu Holundersaft, Bier oder rumänischen Wein. Gang zwei war dann Hähnchenpaprikasch mit Spätzle (!) = Gulasch von Hühnchenfleisch. Und Nachtisch gab es auch noch. Wow, danach war für die meisten ein Schnäpschen fällig.
- Schiffsmühle
- orthodoxe Kirche
- Zimmerausstattung
- Führung
- Hof mit Pferd
- Windmühle
Bilder Behrendt und Digel
Tag 2: Am Sonntag ging es mit eigens gechartertem Bus nach Kastenholz (rum.: Casolt), dem Wohnort von Cosmin. Ein paar wenige Siebenbürger Sachsen wohnen noch dort in dem 800-Seelen-Dorf. Cosmin berichtete uns über die Geschichte der Siebenbürger. Im 13. Jahrhundert wurden die ersten Deutschen in den nur dünn besiedelten Karpatenbogen geholt. Sie stammten meist aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet, Flandern und der Wallonie. Der Begriff Sachsen war entlehnt aus dem lateinischen, wo der Begriff für alles Deutsche stand. 270 Siedlungen entstanden im Laufe der Jahrhunderte, denn selbst im 19. Jahrhundert gab es noch Zuwanderung. Die wichtigsten heutigen Städte Transsylvaniens sind deutsche Gründungen: Hermannstadt (Sibiu), Schäßburg (Sighișoara), Kronstadt (Brașov), Klausenburg (Cluj), Mühlbach (Sebeș), Mediasch (Mediaș) und Bistritz (Bistrița). Nach Luthers Thesenanschlag von 1517 dauerte es nur wenige Jahre bis in Siebenbürgen die Reformation eingeführt wurde. Im Gegensatz zu Westeuropa beschloss der Landtag dort 1550 quasi eine Religionsfreiheit. Katholiken, Reformierte, Lutheraner, Unitarier und auch Rumänisch-Orthodoxe konnten ihre Religion frei ausüben, was eine einmalige Besonderheit in Europa darstellte. Die evangelische Kirche in Kastenholz haben wir besucht. Wenn auch keine Gottesdienste mehr gehalten werden, so ist sie doch ein sehenswertes und erhaltenswertes Bauwerk. Unsere Gesangsgruppe, alles Mitglieder des Liederkranzes, nutzte die Akustik für zwei schöne Darbietungen. Auf Cosmins Gehöft gab es dann wieder Hausmannskost wie Gulasch aus dem großen Kessel, selbstgebackenen Kuchen und Țuică, den omnipräsenten Pflaumenschnaps. Nach einem weiteren Spaziergang durch das Dorf ging es wieder zurück nach Hermannstadt.
Fortsetzung folgt
Hans-Jürgen Digel
- Kastenholz
- evangelische Kirche
- Führung durch Cosmin
- Mittagessen
- Mittagessen
- Essen im großen Topf gekocht.
Bilder von Behrendt und Digel











































































