Tag 3: Der Montag führte uns zunächst nach Heltau (Cisnădie), um die dortige Kirchenburg zu besichtigen. Insgesamt gibt es in Siebenbürgen 150 Kirchenburgen bzw. Wehrkirchen. Befestigt ab dem 15. Jahrhundert dienten sie zur Verteidigung der Orte gegen Überfälle besonders der Tataren und Osmanen. Den ganzen Ort konnte man nicht mit einer Mauer umgeben, also schützte man nur die Kirche als Rückzugsort. Diese Kirchen haben oft sehr massive, wehrhafte Türme und teilweise mehrere Mauerringe außenherum. Die Heltauer Kirche entstand im 13. Jahrhundert und enthält u.a. einige der ältesten Zeugnisse der Siebenbürger Sachsen.
Bilder von Digel und Behrendt
Durch den Pfarrgarten ging es danach zurück zum Marktplatz und rein in die Uber-Autos, ab nach Hermannstadt.
Hermannstadt ist eines der Zentren Siebenbürgens. Die moderne Großstadt hat 135.000 Einwohner und ein wunderschönes historisches Zentrum mit Ober- und Unterstadt. Einst Sitz der „Universitas saxonum“, des Siebenbürger Parlaments, wurde es in ungarischer und auch habsburgischer Zeit stetig vergrößert und ausgebaut. Nach dem 1. Weltkrieg kam Siebenbürgen zu Rumänien und Ende der dreißiger Jahre waren erstmals die Deutschen nicht mehr die größte Gruppe in der Stadt. Wir erfuhren viel über Geschichte, Architektur und Religion während der Führung, die wir erneut Cosmin und Adrian verdankten. In den Abend hinein ging es mit einer Weinprobe rumänischer Weine weiter und danach mit einem gepflegten Abendessen in einer der malerischen Gassen der Unterstadt.
Bilder von Digel und Behrendt
Tag 4: Stadtführungen etc. soll man nicht unterschätzen hinsichtlich zurückgelegter Kilometer und dazu noch treppauf-treppab in Kirchtürmen usw.. Aber eine richtige Wanderung ist dann doch noch schöner! Also hinaus aus der Stadt in die Karpaten und in geteilter Truppe hoch den Berg. Ausgangsort war Hohe Rinne (Păltiniș), ein Luftkur- und Wintersportort, der 1894 vom Siebenbürgischen Karpatenverein gegründet wurde. Auf schönen Naturwegen ging es durch eine Art Mittelgebirgslandschaft (1400m bis 1700 m Höhe) mit viel Wald und dann doch auf den Höhen mit tollen Ausblicken. An der Talstation des Sessellifts war die Gruppe dann wieder vereint und es ging nach Reschinar (Rășinari) zum Abendessen in ein wunderschönes Restaurant mit Terrasse am Teich.
Mit dem ÖPNV wollten wir zurück nach Hermannstadt und erlebten ein nicht gekanntes Exempel kundenorientierten Services. Am Haltepunkt des Busses (Haltestelle gibt es nicht) war unsere Gruppe (21 Pers.) versammelt und auch etliche Rumänen warteten auf den Bus. Der kam um die Ecke, war aber nur ein 20sitziger Bus. Der Fahrer sieht die Menge, parkt den Bus an der Seite, lässt die bereits in diesem Bus sitzenden Fahrgäste aussteigen, geht zu einem Gittertor, holt einen großen Bus heraus, fährt vor und nimmt alle (auf Sitzplätzen) mit nach Hermannstadt. Flexibel, kundenorientiert, Service vom Feinsten, so wünscht man sich den Nahverkehr.
Bilder von Digel und Behrendt
Tag 5: Langsame Steigerungen machen auch das Wandern spannend. Nach 400 Höhenmetern am Vortag sollten es jetzt schon 500 Höhenmeter sein. Abrupte Gegensätze allerdings erstaunen doch immer wieder. Aus der Großstadt nur 20 km hinaus und schon bist du in einem Dorf ohne geteerte Straßen mit einfachen Hütten und sicher einfacher Lebensweise. Prislop heißt das Dorf und es war für die Bergwanderer der Ausgangspunkt für die Wanderung zur Berghütte MSG. Extra für uns hatten die Betreiber die Hütte unter der Woche geöffnet. Sie stärkten die Wanderer nach dem schweißtreibenden Aufstieg mit kühlen Getränken und deftigem Hüttengulasch. Gefüllte Pfannkuchen als Nachtisch machten alle wieder munter bzw. ließen einige in einen tiefen Mittagsschlaf versinken! Schließlich wartete noch der nicht minder anstrengende Abstieg. Derweil hatten sich zwei „Nicht-Bergwanderer“ den ganzen Tag gemütlich eingeteilt und waren in Michelsberg gewandert: zur Kirchenburg auf den Hügel, rund um den Ort, zu einem Freizeitpark mit Hobbit-Museum und schließlich auch zur Einkehr im Dorf. Eine nette Begegnung mit einem Briten, der dort demnächst ein Café eröffnet und es gerne präsentierte, gehörte auch dazu. Ohne Verluste kamen alle wieder in Hermannstadt zusammen.
Bilder von Digel und Behrendt
Fortsetzung folgt.
Hans-Jürgen Digel






























