In diesem Jahr war am Freitag, den 24.01.25, die kleinste Winzergenossenschaft Württembergs bei uns zu Gast: das Steilwerk aus Stuttgart-Rohracker. Der Vorstand dieser aus nur 24 Mitgliedern bestehenden Genossenschaft, Markus Wegst, lud zum Beginn zu einem Glas Sekt ein, Herold Sekt Rosé trocken. Wer ohne Alkohol wollte, wurde auch bedient mit dem Seccone des Steilwerks.
Nach der Begrüßung erklärte Markus Wegst zunächst, wer sie sind. Lauter Nebenerwerbswinzer oder auch Hobbywinzer bearbeiten in Rohracker außergewöhnliche Weinberge, die, man ahnt es, wirklich steil sind und nicht mit Maschinen bearbeitet werden können. Uralte Terrassen machen die Arbeit dort erst möglich, stützen den Berg und halten auch die Erosion zurück. Dieses alte Kulturgut wird dort liebevoll erhalten und dient seit Jahrhunderten dem gleichen Zweck, der Weinproduktion. Der Idealismus und die Freude an der Arbeit im Weinberg stehen für die Genossen im Vordergrund, Geld wird hier eher nicht verdient. Das Engagement der Winzer, deren Know-how und die gute Zusammenarbeit mit der WZG bringt Erstaunliches zustande.
Die Qualität stimmt im Steilwerk, was gleich von Anfang an im Weißweinsegment deutlich wurde: Rivaner halbtrocken (wirklich süffig), Sauvignon Blanc mit Riesling (außergewöhnliche Kombi), Riesling 50 (auf alten Reben, ganz stark). Nach jedem Wein im Glas hatte man Gelegenheit für Gespräche und vom Steilwerk erfuhr man auch noch mehr: nachhaltig produzieren, zukunftsorientiert wirtschaften, geschützte Pflanzen im Weinberg, Mandelbäume werden gepflanzt und die Kelter im Ort ist auch für Feste und Vorträge der Mittelpunkt des Gemeinschaftslebens. Die Verbindung weiß zu rot gestaltete sich mit einem Blanc de Noir Rosé, der bei vielen dann auf die Kaufliste rückte. Dass sie auch Zukunft können, zeigte sich am ersten Rotwein, der Cuvée Rot NO. 12 hauptsächlich mit pilzresistenten Rebsorten. Diese helfen, mit möglichst wenig Spritzmitteln im Weinberg auszukommen, und sparen somit auch viel Arbeit. Den Schlusspunkt setzte dann ein Wein mit dem Phantasienamen „Rubin“. Welch ein Erstaunen, als Wegst erklärte, es handele sich um Trollinger. Der Winzer arbeite enorm ertragsreduziert, der Saft kommt in gebrauchte Holzfässer und nimmt dabei eine sehr dezente Holznote an. Ein Trollinger, der manchen Rotweintrinker auch von dieser Rebsorte überzeugt.
Der Abend ging ganz langsam zu Ende, es war gemütlich, es war interessant und Genießer kamen voll auf ihre Kosten. Unser Dank gilt dem Steilwerk, Markus Wegst und den hiesigen Helfern für Vorbereitung und Aufräumen.
Hans-Jürgen Digel